Die Regeländerungen für die kommende Saison sind eigentlich nicht der Rede wert. Wird gegen das seit ein paar Jahren beschlossene Verbot gegen Infield Shifts verstoßen, bekommt der Batter nun automatisch die erste Base zugesprochen, anstatt nur einen Ball im Count. Je nach Ausgang des Plays kann die Strafe aber auch abgelehnt werden.
Das automatische Ball/Strike System, welches während des Spring Trainings teilweise zum Einsatz kam, wird noch nicht eingeführt. Ich glaube aber, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir auch im professionellen Spielbetrieb die „Robo-Umps“ zu sehen bekommen.
Die Oakland Athletics ziehen für die nächsten drei Jahre nach Sacramento, wo sie ab sofort unter dem offiziellen Namen Athletics (Ohne Stadtname) firmieren. Dort teilen sie sich den Ballpark mit dem Triple A Team der San Francisco Giants. Die A‘s sind allerdings nicht das einzige Team, welches nächstes Jahr in einem Minor League Park spielen wird: Auch die Tampa Bay Rays werden temporär umziehen, da das Tropicana Field durch den Hurricane Milton zerstört wurde. Die Rays werden im George Steinbrenner Field spielen, dem Spring Training und Single-A Stadion des Divisionsrivalen New York Yankees.
Tier 7 – Bottom Feeder

Jeder NFL Fan kennt die 2008 Detroit Lions. Jeder NBA Fan kennt die 2012 Charlotte Bobcats. Die Chicago White Sox 2024 reihen sich nahtlos in diese Aufzählung ein. Eine katastrophale Saison endete bei 41 Siegen und 121 Niederlagen, dem schlechtesten Record seit 62 Jahren. Nur drei Jahre nach dem AL Central Titel mit einem 93-69 Record spielte in der Southside von Chicago das schlechteste Team der Liga, im Gegensatz zur NFL wartet aber kein Matthew Stafford im Draft, der das Team sofort verstärken würde – im Gegenteil: Es besteht Grund zur Annahme, dass die 2025er White Sox ein noch schlechteres Team haben, als vergangenes Jahr. Starting Pitcher Erick Fedde wurde bereits zur Deadline an die Cardinals abgegeben, in der Offseason gab man mit Garrett Crochet auch den zweiten fähigen Starter an die Boston Red Sox ab. Auch die restlichen Transaktionen werfen kein gutes Licht auf das Front Office der White Sox. Michael Kopech entwickelte sich nach seinem Trade zu den Dodgers zu dem gefürchteten Closer, den viele in ihm gesehen haben, der er in Chicago aber nie war. Reliever Tim Hill pitchte 27 Spiele mit einem 5.87 ERA, bevor er sich in den Playoffs bei den Yankees als Lefty-Geheimwaffe entpuppte.
In diesem Team fehlt es nicht nur an überdurchschnittlichen Spielern, selbst durchschnittliche Spieler muss man mit der Lupe suchen – egal ob im Lineup, der Rotation oder im Bullpen. Das Team ist schlechter als in der letzten Saison, das Farmsystem konnte mit dem Ausverkauf immerhin ein Stück weit aufgewertet werden und mit LHP Noah Schultz steht ein junger Starter in den Startlöchern, dem eine vielversprechende Zukunft vorausgesagt wird.
Bei den Colorado Rockies zeichnet sich einmal mehr ab, dass sie bei der Wahl des irrelevantesten Team ganz weit oben landen werden. Der 59-103 Record von 2023 konnte letzte Saison auf sagenhafte 61-101 ausgebaut werden. Als Reaktion auf die zweite 100+ Loss Season hat man sich dazu entschieden, genau gar nichts zu tun. Die Starting Rotation bleibt die gleiche, im Lineup kommt lediglich Thairo Estrada von den Giants dazu (2024 WAR: -0.5). Mit Charlie Blackmon hat zudem das letzte Gesicht der Franchise seine Karriere beendet.
Dieses Team wird auch 2025 von der starken Konkurrenz in der Division aufgefressen werden und ich sehe zurzeit keinen einzigen Grund, weshalb man sich in der kommenden Saison ein Spiel der Rockies anschauen sollte. Vielleicht ändert sich das, sollte man sich in der Mile High City dazu entscheiden, Chase Dollander in das Major League Team zu holen. Der Rechtshänder hat das Potential für einen überdurchschnittlichen Pitch-Mix aus Fastball, Curveball, Slider und Changeup, mit dem er die zukünftige Rotation im Coors Field ankern könnte.
Den Absturz in Florida hatte ich bereits letztes Jahr vorhergesagt, mit einer Bilanz von 62-100 haben die Miami Marlins dann auch prompt abgeliefert. Das führte unter anderem zu einer kompletten Neuausrichtung innerhalb der Franchise, mit neuem Management und neuem Coaching Staff. Der Vertrag von Skip Schumacher wurde nicht verlängert, stattdessen bekommt Clayton McCullough seine erste Chance als Manager, nachdem er mit den Dodgers als 1st Base Coach die World Series gewann. Auch der Ausverkauf wurde in der Offseason fortgeführt: Nachdem zur Deadline mit Jazz Chisholm bereits der Spieler, den man noch am ehesten als „Franchise Player“ bezeichnen konnte, zu den New York Yankees abgegeben wurde, gab man in der Offseason mit Jake Burger einen der wenigen Lichtblicke im Lineup an die Texas Rangers ab. Mit Jesús Luzardo wurde zudem ein Starter zu den Phillies getradet.
Im Vergleich zu den Rockies und White Sox gibt es für Fans in Miami aber zumindest ein paar Lichtblicke, auf die man sich freuen kann: Sandy Alcantara ist nach Tommy John Operation zurück in der Rotation. In der Saison vor seiner Verletzung gewann er mit einem ERA von 2.28 den Cy Young Award als bester Starting Pitcher. Mit Eury Perez kommt im Laufe der Saison zudem ein zweiter starker, junger Starter nach TJ Operation zurück in die Rotation.
Auf der anderen Seite wird die Freude darüber nicht allzu lange anhalten, denn Alcantara gilt schon jetzt als heißester Trade Chip im Sommer. Die Marlins sind klar im Rebuild und werden keine Gelegenheit auslassen, ihr Farmsystem weiter aufzustocken. Vielleicht kann Connor Norby zeigen, dass er einer der Säulen der neuen Marlins wird. Der Third Baseman ist ein Absolvent der hochklassigen Orioles Pipeline der letzten Jahre und kam zur Deadline nach Florida, weil er in Baltimore auf seiner Position geblockt war. In seiner Rookie Saison erreichte er in Miami ein OPS+ von 104 und war damit einer der wenigen überdurchschnittlichen Offensivspieler.
Tier 6 – Going Nowhere

Im Gegensatz zu den Teams aus dem Bottom Feeder Tier kann man nicht behaupten, dass die LA Angels nicht gewinnen wollen. Allein die Art und Weise ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern vor allem wenig zielführend. In Jahr 2 nach Ohtani wurde einiges an Geld investiert, um Free Agents nach Los Angeles zu locken. So landeten mit Kyle Hendricks, Travis d’Arnaud, Kenley Jansen und Yusei Kikuchi bekannte Namen bei den Angels – mit einem Durchschnittsalter von 35,5 sind diese allerdings weit über ihren Zenit hinaus und werden eher nicht dafür sorgen, dass die kommende Saison ein Erfolg wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Farmsystem der Angels quasi nicht existent ist. MLB.com, Baseball America, Keith Law von The Athletic, alle haben sie das Nachwuchssystem der Halos auf dem letzten Platz gerankt. Das hat zwei Gründe: Zum einen die fatale Fehlentscheidung, Shohei Ohtani in seinem letzten Vertragsjahr nicht getradet zu haben, zum anderen ziehen die Angels ihre Talente im Schnelldurchlauf hoch in das Major League Team. Dieser Win-Now Ansatz ist umso irritierender, weil das Roster weit davon entfernt ist, um die Playoffs mitzuspielen. Man könnte sich Zeit lassen und einen langfristig angelegten Rebuild planen, stattdessen trägt man in 2025 eine Payroll mit sich herum, bei der alle Teams aus der AL Central blass vor Neid werden. Für die nahe Zukunft stecken die Angels in der Mittelmäßigkeit fest.
Immerhin ist mit Mike Trout der beste Spieler der Franchise Geschichte nach mehreren verletzungsgeplagten Jahren wieder fit – zumindest vorerst. Wenn er halbwegs frei von Blessuren durch das Jahr kommt, sollten die Angels die 63 Siege aus dem Vorjahr überbieten können – das wird aber meiner Meinung nach nicht reichen, um den letzten Platz in der AL West zu verlassen. Bei diesem Farmsystem fällt es mir auch schwer, Begeisterung für ein Prospect zu entwickeln. Vielleicht kann sich Christian Moore dieses Jahr in der Major League beweisen. Er ist ein Power Hitter, der zurzeit auf der zweiten Base beheimatet ist, in Zukunft aber aufgrund mangelnder Infield-Defensive ins Left Field wandern könnte.
Mit den St. Louis Cardinals taucht das erste Team mit einem positiven Record in diesem Ranking auf. 83-79 reichte gemeinsam mit den Cubs für einen geteilten Platz 2 in der NL Central. Im Gegensatz zu den Cubs ist die Summe der Teile, die den Ballclub verlassen haben allerdings größer, als die Summe der Neuzugänge. First Baseman Paul Goldschmidt schloss sich den New York Yankees an, Setup Man Andrew Kittredge ging zu den Orioles, mit Lancy Lynn und Kyle Gibson müssen die Cardinals knapp 300 gepitchte Innings ihrer Starter ersetzen. Um Nolan Arenado rankten sich schon die ganze Offseason lang Gerüchte um einen Trade, jetzt wo Alex Bregman bei den Red Sox unterzeichnet hat, kann auch hier wieder Bewegung reinkommen.
Ich halte das maximale Leistungspotential dieses Kaders für äußerst begrenzt und glaube, dass sich die Cubs und Reds deutlich mehr verbessert haben, weshalb sie St. Louis den Rang ablaufen werden. Und auch wenn die Pirates sich konsequent weigern, in ihr Lineup zu investieren, so werden sie sich mit einer ganzen Saison von Paul Skenes auch nochmal steigern können. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Cardinals an der Deadline Seller sind und am Ende einen der letzten beiden Plätze in der Division belegen. Spannend wird sein, ob RF Jordan Walker endlich in die Spur findet. Das ehemals hochgehandelte Talent geht in seine dritte Saison im Profikader und konnte die hohen Erwartungen in ihn noch nicht ansatzweise erfüllen. Mit 23 Jahren ist er immer noch entwicklungsfähig, aber es fühlt sich an, als ob es ein Make or Break Year für ihn werden könnte, nachdem ihm vor drei Jahren noch Allstar Potential zugeschrieben wurde.
Tier 5 – Rebuild mit Fragezeichen

Hätte man mir letztes Jahr gesagt, dass irgendein Team den schlechtesten Record der modernen Ära aufstellen wird und ich hätte tippen müssen, welches Team das sei, so wäre ich bei den Athletics gelandet. In diesem Sinne stellt die Bilanz von 69-93 schon fast eine positive Überraschung dar. Das sieht man im Front Office genauso und verlängerte mit Skipper Mark Kotsay für drei Jahre.
Das Team hatte einige Feelgood Stories zu bieten und mauserte sich somit vom schlechtesten Team der Vorsaison zu einem durchaus spannenden Kollektiv mit Zukunftspotential: Closer Mason Miller wurde in seiner ersten vollen Saison zum Allstar ernannt und entwickelte sich mit seinem Fastball zu einem der bekanntesten Namen der Liga. Catcher Shea Langeliers macht in seinem dritten Jahr einen Leistungssprung zu einem sehr guten Catcher. 1B/DH Brent Rooker bestätigte nicht nur die gute Leistung aus dem Vorjahr, sondern gewann mit 39 Homeruns auch Silver Slugger Ehren und ein paar MVP Votes. RF Lawrence Butler hatte im Juli seinen Durchbruch und schraubte seinen Batting Average und seinen OPS innerhalb von drei Monaten von .179 und .529 auf .262 und .807. Beide wurden dafür in der Offseason mit einer Vertragsverlängerung belohnt. Ja, richtig gelesen: Entgegen aller Franchise- und „Moneyball“ Tradition, fingen die Atletics auf einmal an, die Verträge ihrer eigenen Stars zu verlängern. Und dabei hörte es nicht auf: In der Offseason entwickelte man sich überraschend zu einem der Player im Free Agent Market. Von den Mets unterzeichnete Starter Luis Severino, von den Rangers kam Reliever Jose Leclerc. Mit Jeffrey Springs von den Rays nahm man einen weiteren Starter mit höherem Salär per Trade auf.
Wirklich freiwillig tut man das nicht – die Spielergewerkschaft hat mit einer Klage gedroht, sollte die Payroll der Athletics weiterhin auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre verbleiben, weshalb man diese nun deutlich anheben musste. Aber es sorgt gleichzeitig auch für einen interessanten Mix aus Verstärkungen und jungem, „homegrown“ Talent. Mit Tyler Soderstrom (22), Zack Gelof (24) oder Shortstop Jacob Wilson (22) stehen weitere Spieler bereit, die noch auf ihren Durchbruch warten. Ich glaube die Athletics werden einmal mehr eine Überraschung und ihre Bilanz aus dem Vorjahr weiter ausbauen – nur Schade, dass sie das übergangsweise in einem Minor League Ballpark in Sacramento und nicht mehr in Oakland tun.
Ein ähnliches spendables Vorgehen wie bei den Athletics hätte ich mir auch bei den Pittsburgh Pirates gewünscht. Mit Paul Skenes und Jared Jones gibt es ein dominantes, langfristig unter Kontrolle stehendes Starterduo bei den Buccos, die Rotation könnte dieses Jahr Playoff Format haben, wenn RHP Bubba Chandler (22) seinem Hype gerecht wird. Das Lineup jedoch ist enttäuschend: Es ist eine Sache, dass die Pirates schon seit vielen Jahren keine starken Hitter mehr ausbilden. Es ist eine andere, auch in der Free Agency keinen Cent auszugeben, um dieses Lineup nennenswert zu verstärken.
Und so werden die Pirates in der kommenden Saison hoffen, dass einer der Draftpicks doch noch eine Wunderwandlung zum All Star vollzieht. Ansonsten werden die Pirates weiter vor sich hinvegetieren und ein Jahr der Paul Skenes Ära verschwenden. Dabei ist die NL Central die schwächste Division in der National League. Hier müssen keine Dodgers besiegt werden, keine Braves, Phillies oder Mets hinter sich gelassen werden um die Division zu gewinnen. Es ist an der Zeit, in den Win-Now Modus umzuschalten und das Gehaltsbudget zu erhöhen um das Team neben dem starken Pitching Core zu verstärken, sonst droht erneut der letzte Platz in der Division.
Die Washington Nationals haben ein großes Problem, für das sie nichts können: Sie sind gefangen in einer Division mit den Braves, Phillies und Mets. Mit 65, 55, 71 und 71 Siegen in den letzten vier Jahren ist das größte Tal für den World Series Champion von 2019 durchschritten, mit LF James Wood wurde letztes Jahr ein potentieller Franchise Player in das Major League Team hochgezogen. Daneben durfte auch der #2 Overall Pick aus dem Draft 2023, OF Dylan Crews erste Luft in den Big Leagues schnuppern. Beide sind fest als Säulen für die Zukunft eingeplant. Mit 1B Nathaniel Lowe konnten die Nationals zudem ein starkes Bat von den Rangers zur sofortigen Verstärkung in das Team holen.
Reicht das, um dieses Jahr um die Playoffs mitzuspielen? Bei weitem nicht. Aber ich glaube, Crews und Wood können eine Menge Spaß machen und das Lineup ist für die Zukunft solide aufgestellt, zumal das Team den diesjährigen Nr.1 Draftpick hält. Fragen stellen sich nur bei der Rotation, welche in Zukunft aber auch über die Free Agency verbessert werden kann. Die Nationals sind auf dem richtigen Weg, werden aber nächstes Jahr und wahrscheinlich auch 2026 noch nicht um die Playoffs spielen.
Tier 4 – Fringe Wild Card Contender


Mit den Seattle Mariners gibt es gleich eine kontroverse Wahl für dieses Tier, sehen die meisten Experten dieses Team doch in den Playoffs, zum Teil sogar als Division-Sieger. Das ist angesichts des vorjährigen Ergebnisses auch nicht weit hergeholt: Mit 85-77 fehlten 3.5 Siege auf die Houston Astros in der Division, nur 1 Sieg waren es auf die Royals und Tigers in der Wild Card. Verantwortlich für diesen guten Record zeigte sich vor allem die Starting Rotation, die ligaweite Bestwerte in ERA und geworfene Innings auflegte. Alles was dieses Team braucht, um ein legitimer Contender zu werden, ist ein Impact Bat im Lineup oder zumindest leichte offensive Verbesserungen auf mehreren Positionen, doch darauf warteten Mariners Fans in der Offseason vergeblich.
Mehr noch, General Manager Jerry Dipoto zog den Zorn vieler Anhänger auf sich, denn er gab unverblümt zu, dass das Ziel sei, 54% der Spiele zu gewinnen. Anstatt für kurze Zeit ein 100 Win Team zu haben, hat er lieber über 10 Jahre ein Team, welches um die 87 Siege holt und jedes Jahr in die Playoffs einzieht. Die Folge: Seattle wird in der neuen Saison fast mit dem identischen Kader in die Saison starten wie im Vorjahr. Da die Starting Rotation meiner Erwartung nach eine leichte Regression zeigen wird und das Lineup eklatante Schwächen hat, die Texas Rangers zudem eine deutlich bessere Rolle als noch letztes Jahr spielen, wird das meiner Meinung nach nicht für die Playoffs reichen. Ich denke der leichte „Abwärtstrend“ (90 / 90 / 88 / 85 Siege in den letzten vier Jahren) wird sich fortsetzen.
Sie haben immer noch einen unglaublich guten Pitching Staff, wenn also alles klickt und sie auf dem Markt für einen guten Offensivspieler aktiv werden, dann ist mit ihnen zu rechnen. Ich glaube aber, dass sie knapp hinter den Texans und Astros landen werden und angesichts der starken AL East Glück brauchen, um in die Wild Card zu kommen. Mit 7 Top 100 Prospects, allesamt Batter, ist das starke Farmsystem zumindest für die Zukunft gerüstet. Mit 2B/SS Cole Young könnte einer davon schon dieses Jahr sein Debüt im Major League Team feiern.
Müsste ich tippen, in welchem Tier wir die Blue Jays nächstes Jahr wiedersehen, würde ich sagen: Tier 6. Ich habe schon jetzt damit gehadert, sie noch als Wild Card Contender zu bezeichnen. Fakt ist aber auch, dass dieses Team um einiges talentierter ist, als die Angels oder Cardinals. Das ist in einer Division mit den Yankees, Orioles, Red Sox und Rays nur leider nicht genug. Bei nahezu jedem ganz großen Free Agent war mit in der Verlosung, bei jedem einzelnen ging man leer aus. Mit Vladimir Guerrero Jr. wird der Franchise Player ein Free Agent nach der Saison. Ob er bis dahin noch das Trikot der Blauhäher trägt, oder schon zur Deadline woanders spielt, wird der Saisonverlauf entscheiden.
Es fühlt sich ein wenig so an, als ob dieses Jahr eine kleine Ära enden wird, die Ära der als „Paper Tiger“ belächelten Blue Jays, die trotz hervorragender Voraussetzungen ihr Potential nie wirklich auf das Diamond bringen konnten. Dieses Jahr stellt dann die vermutlich letzte Gelegenheit dar, die Playoffbilanz von 0 Siegen und 6 Niederlagen (alle in der Wildcardrunde) aus den letzten 6 Jahren zu verbessern. Würde Toronto in der AL Central spielen, sähe ich da durchaus Chancen. Aber in der AL East spielen gleich drei Teams, die ich deutlich über den Blue Jays sehe. Damit bliebe, sofern keiner der Orioles, Yankees und Red Sox implodiert, nur noch ein Wild Card Spot übrig. Für den wird es meiner Meinung nach nicht reichen, aber ganz ausschließen will ich auch nichts: Dieses Team ist gerade auch aufgrund der Free Agency von Vladi ziemlich unvorhersehbar. Auch angesichts des leergefegten Minor League Systems wäre es klug ihn zu traden, aber man will noch einen letzten Run mit ihm wagen. Mit dabei: LF Alan Roden, ein mit 25 schon etwas älteres Prospect, der dank einer starken Leistung im Spring Training den Sprung in das Opening Day Roster geschafft hat und sich Hoffnung machen darf, auch im Starting Lineup zu stehen.
Der Tabellennachbar der Blue Jays trägt den Namen Tampa Bay Rays. Während die Rays in der Regel in St. Petersburg spielen, gibt es nächste Saison tatsächlich Baseball in Tampa zu sehen: Hurricane Milton zerstörte das heimische Tropicana Field so stark, dass die Rays auf das George M. Steinbrenner Field in Tampa umziehen. Das gehört wiederrum, wie der Name es schon vermuten lässt, den New York Yankees und fasst etwas mehr als 11.000 Zuschauer. Mit den Athletics und Rays gibt es damit gleich zwei Teams, die ihre Spiele in Minor League Ballparks bestreiten werden. Einen wirklichen Heimvorteil hat man den Rochen ohnehin nie vorgeworfen, von daher sollte ihnen der Umzug nicht allzu wehtun.
Da könnte es schon mehr schmerzen, dass man mit Jeffrey Springs einen starken, aber verletzungsanfälligen Starter an die Athletics abgegeben hat um sein Gehalt einzusparen. Auch das Lineup wurde mit Ausnahme von Danny Jansen nicht verstärkt – zumindest wenn man von Ha-Seong Kim absieht. Die Rays haben überraschenderweise Geld in der Free Agency in die Hand genommen um den ehemaligen Padre unter Vertrag zu nehmen, aufgrund einer Schulteroperation wird er aber erst im Verlaufe der Saison eingreifen können. Kann er seine Leistung aus San Diego bestätigen, ist er eine klare Verstärkung.
Wie jedes Jahr hängt der Erfolg des Teams aber vor allem davon ab, wie viele Leistungsträger dieses mal wieder aus dem Hut gezaubert werden. Kaum ein Team beherrscht das Development Game so gut, wie die Rays. Und so sitze ich auch dieses Jahr wieder mit vielen Fragezeichen über meinem Kopf und weiß nicht, wie dieses Team wirklich einzuschätzen ist. Mein Kopf sagt mir: Platz 4 in der Division, irgendwas um die 83 Siege. Würde es mich überraschen, wenn es am Ende ein vielfaches mehr sind und wieder mal drei Starter für den Cy Young diskutiert werden? Keinesfalls. Mit SS Carson Williams gibt es dazu einen potentiellen Superstar in der Pipeline, der neben seiner Gold Glove Defense auch großes Power Potential mitbringt. Er hat es zwar nicht in den Opening Day Roster geschafft, wird aber mit Sicherheit im Verlaufe der Spielzeit seinen Weg in die Major League finden.
Die San Francisco Giants sind so ein bisschen das National League Schwesterteam der Blue Jays: Talentiert, aber verloren in einer Division mit zu starken Gegnern und ohne Munition aus dem Minor League System. Eigentlich hätte ich für diese beiden Teams ein zusätzliches Tier einführen können: Zu gut um im selben Tier wie die Angels zu sein, zu schlecht um ernsthaft um die Playoffs mitzuspielen.
Dabei hat man sich an der Bay in der Free Agency nicht zurückgehalten und sich mit Willy Adames den Shortstop der Brewers geangelt – einer der ganz wenigen Fische, die nicht bei den Dodgers anbissen. Apropos Dodgers: Blake Snell, letztes Jahr noch ein No-Hitter werfend, sagte Goodbye San Francisco und unterschrieb in Los Angeles. Als Ersatz für ihn holte man den 42-jährigen Justin Verlander aus Houston. Um bei der marinen Metapher zu bleiben: Im englischen würde man „Treading Water“ sagen. Die Giants treten auf der Stelle. Für einen Wild Card Platz müsste man ziemlich sicher den zweiten Platz in der Division machen, denn alleine in der NL East erwarte ich mit den Mets, Phillies und Braves drei Teams oberhalb von 90 Siegen. Bei den gefühlten 162 Siegen, die die Dodgers dieses Jahr einfahren werden bleibt einfach nicht mehr viel Fleisch am Knochen übrig. Da ist noch gar nicht einberechnet, dass sich die Diamondbacks mit Corbin Burnes verstärkt haben und die Padres auch wieder ein Wörtchen mitreden werden.
Nicht vergessen sollte man aber, dass die Giants 2021 aus einer ganz ähnlichen Situation heraus aus dem Nichts 107 Siege auflegten. Das wird in dem Ausmaß kein zweites mal passieren, aber wenn eine Handvoll Spieler ein Career Year auflegen, kann es schnell nach oben gehen. Vielleicht ja auch mit LHP Carson Whisenhunt, der von allen Giants Prospects am ehesten in der kommenden Saison einen Impact haben könnte.
Damit arbeiten wir uns langsam in das Hot Take Territorium dieses Tiers vor. Die Kansas City Royals sind als nächstes dran. Nachdem man sich letzte Saison sensationell von 56 auf 86 Siege hocharbeitete und damit den ersten Einzug in die Postseason seit dem World Series Gewinn 2015 feierte, bekam man in der ALDS gegen die New York Yankees die Grenzen aufgezeigt. Der Erfolg der vergangenen Saison fußte vor allem auf zwei Dingen: Zum einen die überragende Pitching Rotation bei der Seth Lugo, Cole Ragans, Brady Singer und Michael Wacha zusammen 126 Spiele starteten und einen ERA von im Schnitt 3.30 zuließen. Zum anderen auf Bobby Witt Jr, der neben 32 Homeruns auch die Liga in Batting Average anführte, einen Gold Glove überreicht bekam und hinter Aaron Judge auf Platz 2 des MVP Votings landete.
So schön dieser Turnaround ist, so skeptisch bin ich, ob die Leistung im neuen Jahr nochmal ausbaubar ist. In den Playoffs hat man deutlich gesehen dass es hinter Witt an weiteren Topspielern mangelt um genügend Runs zu produzieren. Als Reaktion darauf hat man Brady Singer für 2B Jonathan India an die Reds gegeben. Das ist meiner Meinung nach aber nicht genug. Ich glaube nicht, dass die Rotation erneut auf einem derart hohen Level und mit diesem Volumen agieren wird. Zwar wurde der Bullpen verstärkt, allerdings ist kein Ballclub derart von einem einzigen Spieler abhängig, wie die Royals von Witt. Eine kleine Verletzung, ein paar Wochen Ausfallzeit und es sieht schlecht aus in Missouri. Es muss alles perfekt laufen, damit die Royals um die Division mitspielen, ansonsten sehe ich sie genau wie letztes Jahr im Rennen um die Wild Card Plätze. Vielleicht können sie im Endspurt auf die Dienste von Jac Caglianone setzen. Das Top Prospect der Royals ist ein Two-Way Player, der primär ein Power Hitter an der ersten Base ist, aber auch 99 Meilen pro Stunden vom Mound werfen kann. Er wird die Saison in Double A starten.
Ebenfalls in der AL Central sind die Cleveland Guardians zu finden. Aufmerksame Beobachter werden sich erinnern, dass die vor nicht einmal einem halben Jahr noch in der Championship Series gegen die Yankees standen. Warum also dieses Jahr nur Tier 4? Erst einmal glaube ich, dass die Guardians letztes Jahr über ihren Fähigkeiten gespielt haben. Zu verdanken haben sie dies vor allem dem Bullpen, der mit einem 2.67 ERA mit Abstand Ligabestwert vorzuzeigen hatte. Ich glaube nicht, dass sie diesen Wert dieses Jahr halten können, wenngleich der Bullpen weiterhin das Glanzstück des Teams bleibt.
Die Rotation ist eher schlecht als recht, mit John Means und Shane Bieber stehen hier aber noch zwei Arme im Reha Zentrum, die im Verlaufe der Saison zurückkehren könnten. Offensiv wird wieder einmal viele Last auf Jose Ramirez und Steven Kwan lasten, der Rest des Teams ist eher durchschnittlich, wenngleich nochmal ein Stück besser als die Royals. Die AL Central ist offen für alle (außer die White Sox), aber ich denke, das wird wieder ein Down Year für die Guardians und sie werden maximal um die Wild Card Plätze kämpfen. Für den nach Toronto getradeten Andres Gimenez könnte dieses Jahr der #1 Overall Pick aus 2024, 2B Travis Bazzana aus Australien debütieren.
Das letzte Team aus diesem Tier sind die Cincinnati Reds, die gleichzeitig auch das spannendste Ensemble der Wild Card Contender darstellen. Ähnlich wie die Rays ist die Big Red Machine sehr schwer einzuschätzen. Im Kader stecken viele junge, talentierte Spieler die aus unterschiedlichsten Gründen ihr Potential in der letzten Saison nicht abrufen konnte. Schon vor einem Jahr galten sie als Playoffcontender, die 77-85 Bilanz war dann aber sogar 5 Siege schlechter als im Vorjahr und damit eine große Enttäuschung. Mit Elly de la Cruz und Hunter Greene nahmen immerhin zwei Spieler den Schritt in Richtung MVP bzw. Cy Young Votes, der Rest des Teams blieb daneben aber blass. Wenn sich das dieses Jahr ändert, ist das Potential dieses Ballclubs fast grenzenlos.
Möglich machen sollen dies unter anderem der als ewige Talent verschriene Gavin Lux von den Dodgers und Catcher Jose Trevino von den Yankees. Von den Reds kam zudem Starter Brady Singer für 2B Jonathan India. Der Bullpen wurde ebenfalls aufgestockt. Das sind alles keine bahnbrechenden Deals, aber die Royals haben letztes Jahr gezeigt, dass das auch nicht immer nötig ist. Wenn viele kleine Moves sitzen, kann das einen größeren Einfluss haben, als der eine große Name. Obwohl sie den einen großen Namen doch noch verpflichtet haben, aber nur auf der Position im Dugout: Terry Francona kommt extra aus seinem Ruhestand, um dieses Team zu coachen. Sind sie so gut wie die Cubs? Nein, ziemlich sicher nicht. Aber Platz 2 in der Division ist in einem guten Jahr auf jeden Fall drin. Besonders wenn Starting Pitcher Rhett Lowder auf seinem kurzen Stint aus dem letzten Jahr (6 Spiele / 30.2 Innings Pitched / 1.17 ERA) aufbauen kann.