Die Trade Deadline steht bevor. Vor allem Starter und Reliever sind Positionsgruppen, die traditionell jeder Contender verbessern möchte. Das macht die Deadline unvorhersehbar, man kann nicht abschätzen, wer tatsächlich zuschlägt und wer auf der anderen Seite wirklich zum Verkauf steht. Letztes Jahr tradeten die Detroit Tigers Jack Flaherty (den Protagonisten des Beitragsbildes) zu den Dodgers, nur um mit einem sensationellen Lauf doch noch in die Playoffs einzuziehen.
In diesem Beitrag will ich drei Teams unter die Lupe nehmen, welche die Deadline als Verkäufer entscheidend prägen könnten.
Arizona Diamondbacks (50-52), 5.5 Games behind WC

Wahrscheinlich der größte Dominostein auf dem Markt. Die nächste Woche wird darüber entscheiden, ob man den Reset-Knopf drückt, oder weiter um die Playoffs spielt. Die Konkurrent in der NL ist sehr stark, aber 5.5 Spiele hinter der letzten Wild Card sind kein uneinholbarer Rückstand.
Potentielle Tradekandidaten:
1. Eugenio Suarez (3B) – Wahrscheinlich der am heißesten umworbene Spieler zurzeit. 35 Homeruns sind hinter Cal Raleigh und Aaron Judge Platz 3. Seine Defense an dritter Base ist zu vernachlässigen, aber sein Bat kann den Unterschied machen. Hat einen auslaufenden Vertrag.
2. Merrill Kelly (SP) – war integraler Bestandteil des World Series Finalteams vor zwei Jahren und ist auch dieses Jahr Arizonas bester Starter (3.32 ERA). Mit auslaufendem Vertrag und 36 Jahren gibt es wenig Gründe, ihn noch zu halten, wenn man nicht mehr an die Playoffs glaubt.
3. Zac Gallen (SP) – der andere Starting Pitcher, der die Diamondbacks in die World Series führte. Ebenfalls mit auslaufendem Vertrag, aber deutlich jünger als Kelly (29), dafür mit einer bisher ziemlich miesen Saison (5.40 ERA). Der größte Unterschied zu den Vorjahren ist, dass er deutlich mehr Homeruns abgibt.
4. Josh Naylor (1B) – wäre der prototypische DH/1B Slugger für einen Contender für mehr Flexibilität in der Offensive. Legt dieses Jahr einen Karrierebestwert in On Base Percentage auf und hat ebenfalls einen auslaufenden Vertrag, bei dem ich mir nicht vorstellen kann, dass die Diamondbacks Interesse haben ihn zu verlängern, sonst hätten sie Christian Walker in der Offseason nicht gehen lassen.
Der Haken an der ganzen Sache: Die Diamondbacks werden nur ein wirklich gutes Angebot annehmen, denn mit Ausnahme von Kelly kann man bei den anderen drei Spielern davon ausgehen, dass sie im Sommer einen langfristigen Vertrag anstreben. Die Diamondbacks könnten ihnen ein Qualifying Offer für ein Jahr machen, welches die Spieler wahrscheinlich ablehnen würden. Das würde für die Diamondbacks im Gegenzug bedeuten, dass sie für den Verlust der Spieler gleich drei Draftpicks am Ende der ersten Runde des 2026er Drafts bekommen würden. Tradet Arizona die Spieler hingegen, bekommen Sie auch keine Kompensationspicks. Die Schlangen sitzen hier also in einer guten Verhandlungsposition und sind nicht gezwungen zu verkaufen.
Baltimore Orioles (44-56), 8.5 Games behind WC

Die Orioles wären gut beraten, an dieser Deadline zu verkaufen und dabei zu schauen, dass man im Gegenzug Verstärkung für das nächste Jahr bekommt.
Potentielle Tradekandidaten:
1. Ryan O’Hearn (1B) – hat sich dieses Jahr nochmal gesteigert und spielt mit 31 seine beste Offensivsaison inklusive Nominierung für das Allstar-Spiel. Er wird am Ende des Jahres Free Agent, einem wirklich offensivschwachen Team kann er helfen, ansonsten glaube ich aber nicht, dass Baltimore viel Gegenwert erhalten wird
2. Cedric Mullins (OF) – ist Publikumsliebling, weil er den kompletten Rebuild der Orioles überstanden hat und auch in dunklen Tagen einer der wenigen Lichtblicke war. Seine Saison dieses Jahr allerdings ist schwach und mit 30 Jahren ist es unwahrscheinlich, dass er noch lange im Center Field spielen wird. Soll heißen: Die Orioles werden eher anderen Spielern eine Verlängerung anbieten als ihm und damit ist er verfügbar. Wenn er in der zweiten Saisonhälfte wieder in die Spur findet, kann er jedem Contender im Outfield helfen.
3. Adley Rutschman (C) – okay, das klingt zwar verrückt und ich glaube auch nicht, dass Rutschman getradet wird, aber wenn man sich die Fakten anschaut, würde es Sinn ergeben: Seine Offensivstatistiken sind seit seinem Debüt 2022 nun im vierten Jahr in Folge rückläufig, sein On Base + Slugging von .806 (2022) liegt zum Beispiel in diesem Jahr bei .691. Auch seine Advanced Metrics sind eingebrochen und zeigen mittlerweile das Profil eines absolut durchschnittlichen Catchers. Zeitgleich wartet mit Samuel Basallo das beste Catcher Prospect der Liga in Triple A nur darauf, endlich in die Majors hochgezogen zu werden. Früher oder später wird einer von beiden sowieso gehen müssen oder die Position wechseln, von daher macht es Sinn ihn zu traden, solange sein Wert noch hoch ist. Mit 2.5 weiteren Jahren an Teamkontrolle könnte man auch einen hohen Gegenwert bekommen
4. Felix Bautista (RP) – da er noch Vertrag für die nächsten zwei Jahre hat und einer der absoluten Topreliever der Liga ist, könnten die Orioles ihn auch halten. Aber Reliever Performance unterliegt immer einer hohen Fluktuation und gerade durch diesen langfristigen Vertrag könnte Baltimore einen hohen Gegenwert aufrufen.
5. Zach Eflin (SP) – spielt zwar eine furchtbare Saison, aber war in seiner Karriere stets ein solider Starter und kann das hintere Ende einer Rotation verstärken. Viel Gegenwert werden die Orioles nicht bekommen, aber er wäre mein „Dark Horse“ für einen Trade unter dem Radar, der am Ende entscheidend für ein Playoffteam sein könnte. Anstelle eines Bullpen Games startet Eflin in den Playoffs, legt 5+ Innings mit 2 ER auf und alle sind glücklich.
Angesichts der recht aussichtsslosen Situation und dem mittlerweile ausgedünnten Farmsystem sollten die Orioles einer der aktivsten Teams an der Deadline sein. Leider hat GM Mike Elias in letzter Zeit nicht gerade das beste Bild in dieser Situation abgegeben, sein Job könnte vom Erfolg der Deadline abhängig sein.
Cleveland Guardians (50-50) – 2.5 Games behind WC

Die Guardians sind in einer relativ guten Position: Die Wild Card ist noch in realistischer Reichweite, ihre Division schwach. Allerdings sollte man sich in Ohio ernsthaft die Frage stellen, wie lange man mit dem aktuellen Konzept noch weitermachen will. Die Offensive besteht nicht erst seit diesem Jahr aus Jose Ramirez, ein bisschen Steven Kwan und sieben Statisten. Das muss sich ändern. Cleveland hat weniger Quantität, dafür mehr Qualität auf der Angebotsseite und genau das Gold, nach dem jeder Contender schürft: Reliever
Potentielle Tradekandidaten:
1. Emmanuel Clase (RP) – er sollte dem Gelegenheitsgucker noch ein Name aus der letztjährigen Postseason sein, wo er nach einer unglaublichen Saison mit 0.61 ERA, Cy-Young und MVP Votes in den Playoffs implodierte. Nichtsdestotrotz ist und bleibt er einer der besten Closer, der zudem noch 3.5 Jahre unter Teamkontrolle steht.
2. Cade Smith (RP) – Smith ist wahrscheinlich einer, wenn nicht sogar der beste Reliever, der nicht für sein Team closed. Rechnet man seine 4.5 Jahre an Teamkontrolle dazu, würde es den Guardians als Small Market Team auch angesichts des niedrigen Gehalts schwer fallen, ihn abzugeben. Bei einem entsprechenden Gegenwert für das Lineup sollte das aber unbedingt getan werden.
3. Hunter Gaddis (RP) – der nächste Reliever im Bunde, der die Guardians letztes Jahr mit starken Leistungen in die Postseason geführt hat. Er ist spielt nicht ganz in der Liga von Clase oder Smith, hat mit 2.5 Jahren an verbleibender Teamkontrolle aber ebenfalls einen hohen Tradewert und wäre ideal für ein Team wie die Mets, die eine Brücke zwischen Starter und 8./9. Inning benötigen.
Cleveland braucht unbedingt Bats für das Lineup, auch über 2025 hinaus. Alle drei Reliever sind langfristig unter Teamkontrolle und dürften dementsprechend einen guten Gegenwert einbringen. Auch wenn 2.5 Spiele hinter der Wild Card wenig Rückstand sind, so würde ich hier keine Sekunde zögern und den „Sell“-Button drücken.